Ratgeber für MicroUnternehmen

Tips für Texter

Ob es ausschließlich die Einsteiger sind, die die Scheu vor dem substanzlosen Blatt kennen? Weit gefehlt: Jeder Schrifttumexperte kann Anlaufschwierigkeiten haben. Der Gegensatz zum Anfänger besteht alleinig darin, dass er weiß, wie er damit umgeht.

Also: zwei Seelen wohnen, ach! in unserer Brust: Die eine ist der chaotische Könner, der sich aus dem Unabsichtlichen nährt, assoziativ arbeitet, in Bildern denkt und überdies mit jeder Fülle an Ideen um sich wirft. Ebendiese Lebenskraft ist unverzichtbar, um den Text belehrend zu machen und neue Ausdeutungen zu öffnen. Die zweite Vitalität ist der Zensor: Er nimmt das Geschriebene genau unter das Leseglas, kürzt, verwirft und darüber hinaus ordnet. Doch kommt der Zensor dem Künstler zu früh in die Quere, geschieht schier nicht das Mindeste. Vor lauter Perfektionismus entrinnen die Erleuchtungen. Die Konsequenz: eine Schreibbarriere.

Sie können erlernen, mit diesen Blockaden umzugehen. Nachrangig, ob Sie nach Worten ringen, um einen Geschäftsbericht oder einen Text für Ihre Onlinepräsenz zu dokumentieren: Die Techniken, mit der Sie sich von Schreibbehinderungen entlasten und das leere Blatt füllen, sind die gleichen. Hier einige Tipps:

Regenerieren Sie sich – und holen Sie hinreichend Substanz

Ehe Sie sich an das erste Textkonzept machen, sollten Sie Stoff herschaffen. Requirieren Sie. Studieren Sie. Bereden Sie mit Experten, Laien, Kameraden. Hören Sie sich konzentriert zu. Starten Sie mit legeren Anmerkungen – die werden Ihnen später als Unterbau für den Text herhalten. Es ist überaus schwer, sich an den Tisch zu placieren und aus dem Stegreif loszutexten. Schreiber verbringen erheblich viel Zeit (teilweise Jahre) mit den vorbereitenden Arbeiten, bevor sie sich an das Endprodukt trauen.

Schrit-um-Schritt, Mindmaps leisten Unterstützung

Ein Schriftgut entspricht nicht der Komplexität, Simultaneität und Kompliziertheit von Geschichten und Begebenheiten. Er ist geradlinig. Verspüren und Erleben sind es bestimmt nicht. Deshalb assistieren Mindmaps, den Text zuerst zu gruppieren. Und zwar beileibe nicht linear, sondern thematisch: Teilen Sie Ihr Themenkreis in Gruppen ein, malen Sie Verbindungslinien und erproben Sie, die Fragestellung grafisch zu erfassen. Die lineare Auflistung folgt erst hernach. Einstweilen gibt es gebührenfreie Anwendungen, die Ihnen hierbei helfen.

Nun eines nach dem anderen fest verbinden: die Gliederung

Unterteilen Sie Ihren Text in Unterabsätze, Absätze und Sinneinheiten. Eine Gliederung macht Ihren Text nicht nur durchgängiger – sie ist auch eine große Beihilfe wider Schreibverklemmtheiten. Denn wie bei der Skizze eines Malers sind die groben Linien schon zu eruieren. Das Dokumentieren ist als Folge ein Elaborieren und Anreichern. Dadurch umschiffen Sie es, mitten im Text die Orientierung zu verschusseln und zu erlahmen.

Freedom of will, freedom of writing

Das so geheißene Freewriting ist eine perfekte Prozedur, um in den fließend zu schreiben. Die Denkweise besteht darin, den Zensor zu überlisten, indem man das kritische Denken abschaltet und die Heftigkeit des Unabsichtlichen nutzt. Derbei braucht man ausschließlich ein leeres Papierblatt und einen Schreibgerät. Und schon geht´s los: Verfassen Sie über eine festgesetzte Zeit hinweg (z.B. 3 Minuten) beharrlich, ohne den Stift abzusetzen. Belanglos worüber, irrelevant was kommt. Falls Ihnen kein Funke einfällt, notieren Sie: „Mir fällt keine Spur ein“. So gewöhnen Sie Ihr Unbewusstes daran, sich zu öffnen und Sie mit Geistesblitzen zu versorgen.

Kein Routinier ist vom Himmel gefallen - ein druckreifes Dokument ebenfalls nicht

Die Ansammlung des Materials, die Darstellung des Themas, die Gliederung und das Freewriting müssen den Künstler in Ihnen darauf vorbereiten, seine kreative Vernunft zu entfalten. Das mag er bloß lediglich, falls er absolut nicht stracks vom Zensor unterbrochen wird. Daher gilt für Ihre erste Konzeption: Ideal schreiben ist unberechtigt! Begeisterung, Leichtigkeit und ein Quäntchen Tollheit sind die richtigen Inhaltsstoffe für den Schreibprozess. Auch ganz wesentlich: Vermeiden Sie Störungen. Falls Sie ganz und gar im Fluss sind, mag das Läuten des Telefons Gift sein. Mobiltelefon und E-Mail-Programme direkt ausschalten.

When the going gets tough, the tough get going - das Schreibgerät auch

Falls der Durchfluss des Aufschreibens absickert, erzwingen Sie nichts. Schalten Sie vielmehr eine Verschnaufpause. Für den Fall, dass Sie längere Texte aufschreiben, unterbrechen Sie am besten stets und ständig dann, falls Sie nachvollziehen, wie es weitergeht. Notieren Sie sich in keiner Weise hohl. Darüber hinaus, falls die Ideen alldem ungeachtet einmal nicht sprudeln: Bewegung und die Ablenkung mit irgendetwas anderem hilft. Gehen Sie promenieren, sporteln oder tanzen. Neue Erleuchtungen entbrennen kurioserweise dann, falls wir nicht zu viel grübeln. Folglich hilft Bewegung – aber ebenfalls Autofahren oder Abwaschen können Zeichen wirken.

All work and no play, makes Jack (or Jill) a dull boy (or girl).

„Die rohe Ausgabe, das sind Ausscheidungen“, sagte Hemingway. Die letzte Seite seiner Geschichte 'Wem die Stunde schlägt' soll er fast hundert Mal überarbeitet haben. Die Überarbeitung Ihres ersten Rohdesignes ist dementsprechend ein wichtiger Bestandteil des kompletten Herganges. Als Daumenregel gilt: Gebrauchen Sie für die Feinschliff zirka so viel Zeit ein, wie für das Dokumentieren des Entwurfes. Doch Aufmerksamkeit ist angesagt: Halten Sie auch hier Ihren Perfektionismus im Zaum. Eine verdichtete Feinschliff ist wesentlich – dennoch auch sie muss ein Abschluss haben. Also: Für den Fall, dass Ihnen nicht von Bestellern oder äußeren Umständen Termine gesetzt werden, setzen Sie sich eigenhändig eine. Anderenfalls wird Ihr Text etwaig keineswegs fertig.